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„A Brief History of the Future / Eine kurze Geschichte der Zukunft”
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On invitation of the Kunstverien Sundern I am very honoured to make the solo show “A Brief History of the Future”.
Together with curator Gérard Goodrow we will show over 20 works in the beautifull Stadsgalerie which is 500 m2!
The biggest solo show I have made so far, we are excited to see the result and see you all there at the opening, the artist talk or any other moment between november 3 and december 15.
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Pressetext
Eine kurze Geschichte der Zukunft
3. November – 15. Dezember 2019
Kunstverein Sundern-Sauerland e.V.
zu Gast in der Stadtgalerie Sundern
Seit Jahrtausenden versuchten Künstler*innen, Antworten auf die großen Fragen der Menschheit zu formulieren: Wer sind wir? Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Doch die größte Leistung der Kunst der Gegenwart scheint weniger darin zu liegen, Fragen zu beantworten als vielmehr diese aufzuwerfen. Es geht darum, eine Diskussion zu initiieren. Denn Künstler wissen heute schon längst, dass sie mit ihrer Kunst die Welt kaum retten können. Doch Denkanstöße sind auf jeden Fall anstrebenswert, und darin liegt eine Hauptaufgabe der Kunst des Amsterdamer Bildhauers Willem Harbers (geb. 1967).
Mit seiner seltsamen, an der Schwelle zwischen Kunst, Maschinenbau und Wissenschaft angesiedelten Installation mit dem rätselhaften Titel Labofähig, gibt uns Willem Harbers genau das: Denkanstöße. Die großformatige Installation, die buchstäblich im Mittelpunkt der Ausstellung des Kunstverein Sundern-Sauerland in der Stadtgalerie Sundern steht, liefert dabei keine Antworten auf die großen Fragen der Menschheit – aber die Fragen, die er mit seiner eigenwilligen Kunst aufwirft, sind auf jeden Fall weiterführend. Was heißt eigentlich „labofähig“? Schnell kommt man auf einen möglichen Hinweis auf ein Labor. Oder ist der Titel, wie das Werk selbst, eine Art Mischform? Das Englische Wort „labor“ bedeutet „Arbeit“. Und im Deutschen wird ein Kunstwerk häufig auch als „Arbeit“ bezeichnet. „Arbeitet“ also Harbers Installation? Eine nennbare Funktion scheint sie nicht zu haben. Doch Harbers Installation ist tatsächlich „labofähig“, d.h. fähig, den Kunstraum in eine Art Labor oder ein Thinktank umwandeln zu lassen.
Für seine Skulpturen und Installation verwendet Harbers neben Maschinenteilen und industriellen Materialien wie Stahl, Plexiglas und diversen Kunststoffen auch Marmor. Der Naturstein spielt eine wichtige Rolle im Gesamtwerk des niederländischen Bildhauers, der im Laufe seines Studiums auch ein Jahr in Carrara verbracht hatte. Mit Marmor – und gerade mit Marmor aus Carrara – haben Bildhauer seit Jahrhunderten naturalistische (und gleichzeitig idealisierende) Skulpturen gehauen: von der hellenistischen Venus von Milo bis hin zu Michelangelos David. Bei Harbers Objekten und Installationen finden wir zwar keine nach der Natur gehauenen, idealisierten Figuren, sondern meist einfachen, runden Formen. Sie stehen im krassen Gegensatz zu den industriell anmutenden Formen und können vielleicht als eine Art „Batterie“ bzw. „Akku“ für seine Werke verstanden werden. Denn Marmor steht auch für das Handwerkliche, die Tradition, die Kunstgeschichte. Die alte Kunst und die damit verbundenen Werte treiben also die neue Kunst an. Es findet ein Austausch von Energien statt.
Eine weitere wichtige Frage, die Harbers Installation aufwirft, ist die nach der Bedeutung der Natur für die Menschen heute. Gehören Mischformen wie die Bionik, künstliche Organe oder Prothesen dazu? Harbers maschinenähnliche Installation hat etwas Organisches an sich. Nicht nur der Marmor strahlt die Energie der Natur aus, sondern auch die Schläuche am Boden und die hängenden Gefäßformen strahlen ebenfalls etwas Organisches aus – im Sinne von inneren Organen. Eine Zukunftsvision? Könnte man die Gegenwartskunst im Allgemeinen als eine Art Labor und Harbers Installation im Spezifischen als eine Art Prototyp verstehen? Die Kunst als Initiator von Ideen, die weit über die Grenzen der Kunst hinausgehen? Ist die Kunst überhaupt fähig, so etwas zu leisten? Fragen aufwerfen heißt auch Hypothesen zu entwickeln. Das (Kunst)Labor als Thinktank, ein Ort, an dem Ideen entstehen und Thesen ausprobiert werden. Eine Produktivität ganz anderer Art – ohne den Zwang, Endresultate vorzeigen bzw. nachweisen zu müssen.
By Gérard Goodrow.
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what: solo show Willem Harbers “A Brief History of the Future”
where: STADTGALERIE SUNDERN, Lockweg 3, 59846 Sundern
when: November 3 till December 15
Opening: November 3 14.00 hrs.
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what: Artist talk and the Finissage December 15
where: STADTGALERIE SUNDERN, Lockweg 3, 59846 Sundern
when: December 15 14.00 hrs.
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Sauerland Kurier Oktober 16 2019
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more information: Kunstverein Sundern Sauerland , Gérard Goodrow